Hyperbolisches Häkeln

various artists
2022
Die Wilden sind wir

Artenreicher Trockenrasen
HYPERBOLISCHE HÄKELFORMEN
nach Daina_Taimiņa

 

Partizipatives Projekt

 

Eine Methode zur Sensibilisierung im Verständnis für den Schutz des Trockenrasens.
Wir rufen alle Interessierten auf mit uns den Naturgeschützten Trockenrasen, nach dem Prinzip der Hyperbolischen Form, zu häkeln und somit Teil einer Kollektiven Künstlerischen Ausarbeitung von Kunst und Ökologie zu werden.

 

Häkel Trockenrasen Objekte bitte am VSL zwischen 4.7. – 17.7. mit oder vorbei bringen.
Für das Symposion `Die Wilden sind Wir´ werden wir den gehäkelten Artenreichtum am 16. und 17.7.2022 als Installation zeigen.

 

Im Trockenrasen begegnet uns eine schier unerschöpfliche, eigenwillige Vielfalt die sich durch gewellte Blätter, farbenfrohe Blüten und krumpelige Stängel und Gräser zeigt. Jeder der sich selber noch kein Bild der Naturschutzfläche TROCKENRASEN machen konnte wird in den unverwechselbaren Häkelformen diese identifizieren, da diese Seltenheit Pate dafür ist. Die geriffelten und gerüschten Formen sind Spielart eines mathematischen Phänomens, das in der Fachsprache als hyperbolische Geometrie bezeichnet wird.

 

Die hyperbolischen Formen sind in unserer Flora allgegenwärtig in Blatt und Blüte. Diese vergrößern die Oberflächen und definieren sich durch eine mannigfaltige Artenvielfalt, die für unsere Umgebung eine filternde Funktion einnehmen und auf denen Photosynthese stattfindet.

 

Die Photosynthese ist ein für uns lebenswichtiger biochemischer Prozess, bei dem Lichtenergie (Sonnenenergie) in chemisch gebundene Energie umgewandelt wird. Von ihr hängen nahezu alle Lebewesen ab, die nicht zur Photosynthese fähig sind, wie wir Menschen. Den nur über die Pflanzen und deren Photosynthese kann das Treibhausgas Kohlendioxid in den für uns lebenswichtigen Sauerstoff umgewandelt werden. Ebenso entsteht aus dem produzierten Sauerstoff die schützende Ozonschicht.

 

Modelle der hyperbolischen Geometrie lassen sich für Menschen am einfachsten durch das Häkeln herstellen, so die Erkenntnis, die Dr. Daina_Taimiņa im Jahr 1997 an der Cornell-University in Ithaca, New York, machte. Allerdings hält sich die Natur keineswegs an mathematische Präzision. Ebenso wie nichts in der Natur vollkommen kugelförmig ist, so kennt sie auch keine perfekt hyperbolischen Formen. Vielmehr speisen sich lebendige Formen aus Fehlerhaftem, aus Normabweichungen und aus Verirrungen.

 

Analog zur Diversität lebendiger Organismen, die sich aus Variationen eines zugrunde liegenden DNA-Codes speist, können hier durch Modifizierungen eines zugrunde liegenden Häkelcodes vielfältige Textile ‚Arten‘ hervorgebracht werden. Wie in der Natur werden organisch anmutende Gebilde durch Abwandeln und Experimentieren kreiert. Alle, die bei unserem Projekt mithäkeln, können direkt ausloten, was damit noch möglich ist.

 

Anleitung Hyperbolisches Häkeln:

 

Hier werden die grundlegenden hyperbolischen Vorlagen systematisch beschrieben. Zum Häkeln einer hyperbolischen Struktur werden einfach in jeder Reihe regelmäßig Maschen zugenommen. Je höher die Frequenz der Maschenzunahme, desto stärker kräuselt sich das entsprechende Modell.

 

HYPERBOLISCHE EBENE
SCHRITT 1: Zum Häkeln einer einfachen hyperbolischen Fläche beginnen Sie mit einer Reihe Luftmaschen. Für einen ersten Anlauf würden wir fünfzehn bis zwanzig Maschen empfehlen.
SCHRITT 2: Nach der Luftmaschenreihe beginnen Sie die erste Reihe, indem Sie fünf feste Maschen häkeln und danach eine Masche zunehmen. Diesem Prinzip folgen Sie bis zum Ende der Reihe: fünf Maschen häkeln, eine Masche zunehmen; fünf Maschen häkeln, eine Masche zunehmen – und so weiter.
SCHRITT 3: Drehen Sie die Häkelarbeit um, um in die nächste Reihe zu wechseln. In dieser und allen weiteren Reihen fahren Sie einfach nach diesem Schema fort.

 

KRAUSERE HYPERBOLISCHE EBENE
Bei der ersten Vorlage beträgt die Frequenz der Maschenzunahme eine pro sechs Maschen. Für ein krauseres Modell sollten Sie diese Frequenz erhöhen. In dieser Vorlage nehmen sie eine pro vier Maschen zu.
Probieren Sie verschiedene Frequenzen und Steigerungsraten aus. Auch verhalten sich unterschiedliche Fadenarten verschieden.
PSEUDOKUGEL
Bei diesem Modell wird ein Ring hyperbolisch umhäkelt.
SCHRITT 1: Starten Sie mit einer Luftmaschenreihe.
SCHRITT 2: Nach zwölf Maschen häkeln Sie in die letzte Masche drei weitere Maschen ein. Fügen Sie diese Dreier Maschengruppe zu einem Ring zusammen.
SCHRITT 3: Häkeln Sie um den Rand des wachsenden Kegels herum und nehmen Sie Maschen in regelmäßigen Abständen zu, z.b. eine pro drei Maschen.

 

HYPERBOLISCHES EBENENPAAR
Dieses Modell beruht darauf, dass Sie wie bei einer Laufbahn im Stadion-Oval hyperbolisch um beide Seiten einer Linie häkeln.
SCHRITT 1: Beginnen Sie mit einer Luftmaschenreihe.
SCHRITT 2: Häkeln Sie an einer der Seiten der Reihe entlang. Nehmen Sie dabei in regelmäßigen Abständen Maschen zu.
SCHRITT 3: Am Ende dieser Reihe nehmen Sie fünf Maschen in der letzten Masche zu, dann wenden Sie die Häkelarbeit und häkeln auf der gegenüberliegenden Seite zurück, wobei Sie im gleichen Rhythmus weiter zunehmen.
SCHRITT 4: Setzen Sie die hyperbolische Häkelarbeit entlang der ‚Rennstrecke‘ in allen folgenden Reihen fort. Die entstehende Form, welche an Moose oder Grasgefleckte erinnert, setzt sich im Grunde aus zwei miteinander verbundenen hyperbolischen Ebenen zusammen.

 

SAMENKAPSELMODELL
SCHRITT 1: Um diese schmucke Form zu erhalten, müssen Sie mit einer Reihe von fünfzehn Luftmaschen starten.
SCHRITT 2: In der ersten Reihe häkeln Sie auf beiden Seiten um die Reihe herum und nehmen dabei in jeder Masche zu.
SCHRITT 3: In der zweiten Reihe nehmen Sie in zwei von drei Maschen zu.
SCHRITT 4: In der dritten Reihe nehmen Sie in jeder zweiten Masche zu.
SCHRITT 5: In der vierten Reihe nehmen Sie in jeder dritten Masche zu und so fort. Mit dieser Struktur formen sich natürliche Samenkapseln.
Wie jede organische Form ihre Eigenheiten und Unregelmäßigkeiten hat, so soll und darf das auch bei den gehäkelten Formen vorkommen.

 

Rann an die Häkelnadel!
Wir sind schon auf den Artenreiche Häkel Trockenrasen gespannt.


Hyperbolisches Ebenenpaar

Hyperbolisches Ebenenpaar

Krause hyperbolische Ebene

krausere pseudokugel, foto: taimina_daina

pseudokugel foto:taimina_daina

samenkapselmodel

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